28.6.10

Hilft Gentechnik gegen Hunger?

Im Weltagrarbericht von 2008 betonen 500 Wissenschaftler, dass Gentechnik den Hunger vieler Kleinbauern vergrößert habe. Wie das?

Gentechnik ermöglicht es, gezielt Pflanzen zu züchten, wie es durch traditionelle Zucht nicht möglich war. Man kann Genabschnitte von Fischen in Tomaten, von Bodenbakterien in Mais und von Cholera-Erregern in Kartoffeln einbauen, um die gewünschten Pflanzeneigenschaften zu erzielen. Da diese Gentechnik vornehmlich eingesetzt wird, um Agrarpflanzen zu verändern, um im Sinne der "Grünen Revolution" höhere Erträge und geringere Schädlingsanfälligkeit zu erreichen, spricht man auch von "Grüner Gentechnik".
Im Wesentlichen werden bisher vier gentechnisch veränderte Pflanzensorten in größerem Stil angebaut: Mais, Soja, Baumwolle und Raps. Insgesamt werden auf 7,5% der Weltacherfläche gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, davon 80% in den USA, in Brasilien und Argentinien. In Europa werden nur der Genmais MON 810 und die Amflora Kartoffel des Cemiekonzerns BASF angebaut. Inzwischen ist der Anbau von Genmais in mehreren EU-Ländern, darunter auch Deutschland, verboten worden. Warum das, wo er doch Gift produziert, das Maisschädlinge abwehrt?
Der Hauptgrund ist der, dass Genmais letztlich unkontrollierbar auch andere Pflanzensorten verändert. In Mexiko ist inzwischen das Erbgut von einem Drittel der Maissorten verändert worden, obwohl in weitem Umkreis kein Genmais angebaut wird. Der Grund ist unbekannt.
Es darf spekuliert werden. Mag sein, dass beim Verladen von Saatgut kleine Mengen von Genmais zwischen die traditionellen Maissorten geraten (man spricht von "technisch unvermeidbarer Beimischung") und nach der Aussaat durch Pollenflug die veränderten Gene verbreiten. Tatsache ist nur, dass Genabschnitte von Genmais unvermutet in natürlichem Mais auftraten.

Warum ist das so problematisch?
Der schädlingsresistente Mais wirkt nicht nur gegen Schädlinge, sondern auch gegen Bodenbakterien und auf Bienen, die für die Bestäubung vieler Agrarpflanzen wichtig sind. Zudem ist die Unschädlichkeit von Genmais nicht abgesichert. Immerhin hat auf den Philippinen die Zahl der Atemwegserkrankungen zur Zeit der Maisernte zugenommen, seit dort Genmais angebaut wird. Jedenfalls berichtet das das Londoner Institut "Science in Society". Es kann sich aber auch um ein zufälliges Zusammentreffen handeln.
Wegen dieser Unsicherheit besteht in Deutschland eine Kennzeichnungspflicht für pflanzliche Lebensmittel, in denen mehr als 0.9% gentechnisch veränderte pflanzliche Bestandteile enthalten sind. Das gilt aber nicht für tierische Produkte. Daher werden Tiere in konventioneller Haltung meist bedenkenlos mit gentechnisch verändertem Kraftfutter gefüttert.
In Deutschland bestehen strenge Regeln für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. So muss der Anbau drei Monate vor der Aussaat an das Anbauregister gemeldet werden, und im Internet kann man auf einer Karte einsehen, wo gemtechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden. Dagegen ist freilich geklagt worden. Denn es ist schon vorgekommen, dass Gegner gentechnisch veränderte Pflanzen zerstört haben.
In manchen Entwicklungsländern greifen freilich Verbote kaum, so dass es dem Konzern Monsanto gelungen ist, durch Billigangebote sein Saatgut in Ländern einzuführen, wo es offiziell verboten ist.

Literatur:
  • Buntzel, Rudolf, Suman Sahai (2005): Risiko: Grüne Gentechnik. Brandes & Apsel Verlag GmbH
Links:
www.gendreck-weg.de
www.bvl.bund.de (Standortregister zu Feldern mit Genplanzen in Deutschland)
www.bantam-mais.de

Dieser Beitrag ist unter Benutzung des Infoblatts Grüne Gentechnik von Inkota und des Wikipediaartikels Grüne Gentechnik entstanden. 

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