25.8.10

Wann kann Demokratie schädlich sein?

Paul Collier, Afrika-Experte von der Universität Oxford, weist darauf hin, dass Demokratie in Staaten, die bürgerkriegsgefährdet sind, schädlich sei. Da seine Zielsetzung mir gefällt (Armut, so weit als möglich, zu verhindern) und er empirisch arbeitet, scheinen mir seine Ergebnisse sehr beachtenswert.
 
Hier seine Argumentation in Thesenform:

 
  1. In armen Ländern erhöht die Demokratie das Risiko politischer Gewalt, weil die Zentralgewalt weniger effektive Instrumente zur Unterdrückung von Gewalt hat als ein autokratischer Herrscher.
  2. In vielen armen Ländern gibt es nur Scheindemokratien. Es herrscht keine Gewaltenteilung und Wahlen werden gefälscht.
  3. Das Vorhandensein von Bodenschätzen begünstigt Gewalt. Denn die Herrschenden können sich bereichern. Sie sind nicht auf Steuerzahlungen der Bürger angewiesen. Außerdem können gewaltbereite Gruppen einen Teil des Landes unter ihre Kontrolle bringen und dann ausplündern.
  4. Sobald ein Land über die sieben US-Dollar Einkommen am Tag hinauswächst, verliert die Autokratie an Rückhalt. Dann ist es die Demokratie, die mehr Stabilität verspricht.
  5. Nach einem Bürgerkrieg erhöhen Wahlen das Risiko neuer Kämpfe. Denn dann gibt es einen Gewinner und einen Verlierer und das werden bewaffnete Parteien nicht anerkennen, sondern wieder zu den Waffen greifen. Für das Land wäre besser, wenn sie sich die Macht teilen.
  6. Wir könnten die afrikanischen Gesellschaften aus der Armut befreien. Wir sollten es schon aus Eigennutz tun; denn zusammenbrechende Staaten bedeuten eine Gefährdung des Friedens.
Es lohnt sich, das Interview nachzulesen.
Bevor ich selbst kommentiere, bin ich auf Kommentare von anderen gespannt.

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