17.6.11

Der Ruf der Pflicht

"Call of duty" heißt passenderweise eine Spieleserie, die - obwohl erst ab 18 Jahren freigegeben - von einem weit höheren Anteil von 7.-Klässlern gespielt wird, als es der Anteil der Lehrer ist, die sie kennen.
Wieso auch sollte man sie kennen?

Man sollte soche Spiele nicht verteufeln, habe ich mir sagen lassen, und: Eltern, die ihre Kinder bis tief in die Nacht solche Spiele spielen ließen, seien selbst schuld.

Dazu:
Nehmen wir an, Schach sei ein Spiel, das einige wünschenswerte Fähigkeiten schult wie z.B. Konzentrationsfähigkeit und das Vorausdenken über mehrere Schritte hinweg.
Sollte ich es deshalb als unvermeidlich hinnehmen, wenn ich von 22:00 Uhr bis 2:00 Uhr morgens auf immer schlechterem Niveau gegen einen Computer Schach spiele, weil ich mich nicht davon lösen kann und danach nicht einschlafen kann, weil ich noch zu angeregt bin? Hieße es das Schachspiel verteufeln, wenn ich mir zur Regel machte, abends nicht gegen den Computer Schach zu spielen, wenn ich am nächsten Tag ab 8:00 Uhr wichtige Termine habe?
Nehmen wir an, eine alleinerziehende Mutter müsse aufgrund ihres Schichtdienstes am Morgen um 5:00 Uhr aufstehen und ihr 13-jähriger Sohn liehe sich von einem Klassenkamerad ein Computerspiel aus (das der Mutter unbekannt ist) und spielte es nach dem Zu-Bett-gehen der Mutter bis 4:00 morgens. Ist sie daran schuld?
Um es noch zu spezifizieren: Ist sie auch dann schuld, wenn ihr der Lehrer des Sohnes versichert, Computerspiele seien entgegen einem landläufigen Vorurteil ganz harmlos und außerdem seien viele geeignet, nützliche Fähigkeiten zu schulen?
Ein Ratschlag, der Eltern, die Computerspielen skeptisch gegenüber stehen, oft gegeben wird, ist der, die Spiele mit ihren Kindern zu spielen und sich dann mit ihnen darüber zu unterhalten.
Deshalb stelle ich hier einen kurzen Ausschnitt von the Call of Duty vor, den jemand für mich bei YouTube gefunden hat. (Kommentar dessen, der den Ausschnitt eingestellt hat: "First day with the game, still learning the map. Chopper Gunner killstreak halfway through video." Man lernt also auch Kartenlesen.)
Was ist die Pflicht, zu der mich das Computerspiel "Call of Duty" ruft?

4 Kommentare:

Andrea Brücken hat gesagt…

Dass das Spiel erst ab 18 Jahren freigegeben ist, hat ja wohl offensichtlich einen Sinn.
Und gibt es wirklich Lehrer, die besorgten Eltern versichern, Computerspiele seien generell harmlos? Sind Lehrer nicht aufgefordert, sich ein bisschen auszukennen mit dem, was ihre Schüler (auch außerschulisch) beschäftigt?

Dass ein Spiel faszinierend ist (und ich rede von den vielen anderen Spielen, die es neben Ballerspielen auch noch gibt), halte ich nicht für ein Problem. Dann muss ich eben einen Umgang mit meiner Faszination finden.

Aufgefordert sind meiner Meinung nach sowohl Eltern, als auch Pädagogen, als auch die Hersteller gerade solcher Ballerspiele Spiele. Im Sinne von Verantwortung - da sie sehr wohl früher oder später entdecken können, was ihre Kinder da so treiben.

Das ist aber immer noch kein Grund, Computerspielen generell zu verteufeln.

Walter Böhme hat gesagt…

Wie käme irgend jemand dazu, ein Spiel schlecht zu machen, dass eine sinnvolle Fertigkeit in effektvoller Weise einübt? Ich jedenfalls nicht.
Das Merkwürdige ist doch, dass jede Aufforderung zu einem zielgerichteten Umgang mit Computerspielen als Verteufelung bezeichnet wird.
Schließlich sollte bekannt sein, dass z.B. die Kritik an sexuellem Kontakt von Erwachsenen mit Kindern eine ganze Zeit lang vielen Menschen als Verteufelung von Sexualität überhaupt galt.

Andrea Brücken hat gesagt…

Oje, bitte mal meine Tippfehler redigieren!
;-) Andrea

Walter Böhme hat gesagt…

Bin technisch überfordert. Google fürchtet wohl Urkundenfälschung.