3.7.12

Euroschwindel

Man hat sich so etwas gedacht, doch ist es höchst eindrucksvoll, Politiker ganz offen darüber reden zu hören:
"Das griechische Statistikamt hatte die Zahlen frisiert und den eigenen Staat gesundgerechnet. Wozu gibt es "kreative" Banker? Hier kommt Antigone "Adi" Loudiadis vom weltweit agierenden Geldinstitut Goldman Sachs ins Spiel. Sie schlug unter anderem vor, die Schulden in die Zukunft zu verlagern - und schon hatte man wieder ein Plus auf den Staatskonten. Kontrolliert wurden die Angaben nicht, das war nicht vorgesehen im europäischen Reglement." (Hamburger Abendblatt: Das Erste auf der Spur des Euro- und der Euro-Krise, 2.7.2012)
Am 2.7.12 sendete das ARD ab 22:45 einen Film von Michael Wech, in dem nicht nur mit einer Reihe von Details dargestellt wird, wie Griechenland immer wieder die Haushaltszahlen und auch andere statistische Daten manipuliert, gefälscht und frei erfunden hat, um in die Eurozone aufgenommen zu werden. Aber auch Deutschland und Frankreich haben Tricksereien ins Auge gefasst, um die Kriterien offiziell zu erfüllen und später die Nichterfüllung zu verschleiern. Als das nicht mehr ging, forderten sie offiziell, die Regeln des Stabilitätspaktes für ihren speziellen Fall nicht anzuwenden.

Originalton aus der Sendung:
Christian Reiermann (Journalist): „Ein bisschen tricksen da, ein bisschen tricksen hier, da waren alle dran beteiligt. Und keiner hatte eine saubere Weste. Deutschland auch nicht.“
Hans Eichel (damaliger Bundesfinanzminister): „Ich verrate auch nicht alle Tricks, mit denen ich das später unterlaufen habe im Haushalt.“
Wolfgang Schäuble (heutiger Bundesfinanzminister): „Man kann schlecht andere kritisieren, wenn man selber sich nicht an die Regeln hält.“
(Das Manuskript der Sendung als PDF-Datei kann man per Mail anfordern: inland@wdr.de)
Eine großartige journalistische Leistung und ein Blick auf den Hintergrund der gegenwärtigen Krise, der aufzeigt, dass eine ganze Reihe von Politikern (und auch die Bank Goldmann und Sachs) an der gegenwärtigen Situation mitschuldig sind. 
(Die FAZ vom 1.7.12 legt legt freilich Wert darauf, dass es dabei Unterschiede gab.)

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