21.7.12

Organspende aus christlicher Sicht

Der folgende Beitrag ist ein Gastbeitrag. Ich persönlich vertrete eine andere Position, die Argumente dieses Beitrags scheinen mir aber so wichtig, dass ich sie hier aufnehmen möchte.

Der Tod des Menschen ist für mich klar definiert:
Der Zeitpunkt, an dem die Seele ihren Körper verlassen hat.
Medizinisch lässt sich dieser Zeitpunkt aber nicht feststellen. Deshalb wählt man einen spezifisch definierten Hirntod als offiziell definierten Todeszeitpunkt, hält aber zum Zwecke der Organtransplantation die übrigen Organe am Leben.
Diesen Zeitraum zwischen Leben und Tod nutzt man dann, um den Körper eines Menschen auszuschlachten, um ihm Organe zur Rettung des Körpers anderer Menschen zu entnehmen.
Nach meiner Auffassung haben aber sowohl die Organspender wie die Organempfänger eine Seele, die nicht stirbt. Das Leben dieser Menschen ist also gar nicht in Gefahr. Es geht also nur um die Gesundheit ihres sterblichen Körpers.
Wenn die Kirchen dennoch die Organspende befürworten und sogar als Akt der Nächstenliebe preisen, müssen die Kirchen wohl davon ausgehen, dass der Mensch keine Seele hat, auf die man Rücksicht nehmen muss, sondern nur aus einem sterblichen Körper besteht, den man durch Organentnahme bei anderen Menschen "retten" muss. Oder sie meinen, die Seele würde präzis zum Eintritt eines spezifisch definierten Hirntodes sterben und durch das Ausschlachten des Körpers gar nicht betroffen.

Ich fürchtete, ich hätte diese mir neue Lehre verschlafen und gehörte nun zu einer altmodischen Minderheit. Laut Statistik in der ZEIT vom 4. April 2012, S.64 sind aber 89% aller Deutschen davon überzeugt, dass der Mensch eine Seele hat.

Erstaunlich scheint mir nun, dass offenbar gerade christliche Theologen in der Mehrheit nicht an eine Seele zu glauben scheinen.
Dennoch dürften sie vielleicht so viel christliche Nächstenliebe aufbringen, dass sie wie Seelenhirten auf die Gläubigen Rücksicht nehmen, die am Glauben an eine Seele festhalten.

[Nachtrag von Fontanefan vom 29.3.24: Der Gastbeitrag stammt von meiner älteren Schwester.]

Einen Überblick zum Sachzusammenhang liefert die Wikipedia.

Persönliche Anmerkung:
Fontanefan hatte sich aus persönlichen, vielleicht nicht sonderlich rationalen Gründen* entschlossen, Organspender zu sein und wird wohl auch dabei bleiben, auch wenn nicht nur die gegenwärtigen Nachrichten aus Göttingen darauf schließen lassen, dass - um es vorsichtig zu sagen - nicht alle Mediziner, die an Organtransplantationen beteiligt sind, nur aus Gründen der Nächstenliebe handeln. 

*Die Gründe, weshalb er seine Organe spenden, aber keine erhalten wollte, legte er hier dar. Inzwischen hat er ein Vorwort hinzugefügt, aus dem hervorgeht, dass er seine Spendenbereitschaft wegen veränderter Informationslage zurückzieht.



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