8.10.16

Diskriminierung, Ausgrenzung, Mobbing oder: wie entwickeln wir Empathie?

Wir erleben gegenwärtig im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise zwei massive Ausgrenzungsversuche, die beide nur bedingt erfolgreich sind, aber zu gefährlichen Konfliktkostellationen führen:
1. die Ausgrenzung der Flüchtlinge durch Pegida und AfD (ihre Ausgrenzung durch Rechtsradikale ist alt und war nicht so bedrohlich)
2. die Ausgrenzung von Pegida und AfD und ihrer überzeugten Anhänger durch die Mainstreammedien und einen großen Teil der Bevölkerung.
Ich habe gegen beide keine Patentrezepte, möchte aber auf Ansätze hinweisen, die helfen könnten, die schlimmsten Folgen zu vermeiden.
Außerdem erleben wir an den Schulen, dass die Inklusion, die doch ein Mittel gegen Ausgrenzung sein soll, nicht selten innerhalb der Schulklassen zu Ausgrenzungstendenzen führt. 
Auch dafür bieten die folgenden Hinweise Anregungen dafür, wie dazu beigetragen werden kann, dass aus Inklusion Integration wird.

Zunächst stütze ich mich dabei auf einen Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 8.10.16:
Der Antirassismus-Trainer Jürgen Schlicher vertritt die Ansicht, "dass uns von klein auf 'die Empathie systematisch abtrainiert wird, denn wir lernen, dass das für das eigene Vorwärtskommen besser ist'."
Mobbing nimmt nicht zuletzt durch die Möglichkeit des anonymen Mobbing über das Internet immer mehr zu. Und es wird für Lehrer immer schwerer, das zu beobachten und dagegen vorzugehen.
[Einschub: Bericht einer Frau, die als 12-Jährige gemobbt wurde, über ihre Gespräche mit damaligen Mitgliedern ihrer Klasse, ZEIT 6.2.19]
Yanni Fischer von der Integrierten Gesamtschule Eschersheim in Frankfurt hat ein Mittel dagegen gefunden. (Mobbing, Online-Mobbing)
Konflikte sind an sich nichts Schlimmes. Wenn man lernt, sie auch aus der Sicht des Konfliktpartners zu sehen, kann man sie in der Mehrzahl der Fälle deeskalieren. Dafür bedarf es Streitkultur.
Gute Erfahrungen mit der Verbreitung einer solchen Streitkultur macht Ernst Kucharczyrk, der Regionalsprecher der "Seniorpartner  in School" in Frankfurt. (Mediation)

Eine gute Möglichkeit, Empathie für Diskriminierte zu entwickeln, hat man, wenn man grundlos in die Rolle des Dirkriminierten, Ausgegrenzten und Mobbingopfers gerät und die Möglichkeit hat, intensive Erfahrungen damit zu machen und dadurch dafür sensibilisiert wird, wenn es anderen genauso geht. Bewährt hat sich dafür der Workshop "Blue eyed".

Alle diese Beispiele finden sich in der Frankfurter Rundschau vom 8.10.2016 auf den Seiten 20-21.

Eine Sensibilisierung (unter anderen) für das Problem habe ich durch eigenes pädagogisches Versagen erlebt.
Ein Schüler meiner Klasse verließ die Schule, weil er gemobbt wurde, bevor ich erkannt habe, wie schwer das Problem war. Später wurde ich angeregt, mich mit Streitschlichtung zu beschäftigen und sie an unserer Schule einzuführen. In diesem Zusammenhang habe ich Streitschlichter/Mediatoren ausgebildet und eine ganze Reihe von Mediationen durchgeführt. Das hat mich zur Überzeugung gebracht, dass Mediation gerade in der Schule ein sehr erfolgversprechendes Instrument ist.

Dass in der Gesellschaft nicht zu funktionieren braucht, was sich in der Schule bewährt hat, ist keine himmelstürzende Erkenntnis. Die Mediation bei Stuttgart 21 trug zwar zur Besänftigung des Konfliktes bei, führte aber nicht dazu, dass die Vertreter von Stuttgart 21 an das ausgehandelte Ergebnis gehalten hätten. Mehrkosten in Milliardenhöhe, die sich daraus ergeben haben, lassen diese Mediation nicht als Erfolg erscheinen. 

Weitere Links:
Gewaltfreie Kommunikation
Giraffen- und Wolfssprache
Verstehen und Verständigung
Konfliktschlichtung

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